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Landgestüt Celle

Hunnesrück - Aufzuchtgestüt für Celler Hengste

1: Einleitung

2: Mehr über das Hengstaufzuchtgestüt

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Themen:

Auswahl der Absetzer durch das Niedersächsische Landgestüt Celle

In der Decksaison erhalten die Mitarbeiter des Landgestütes auf den Stationen einen guten Überblick über den jeweiligen Fohlenjahrgang. Sie melden ihrem Landstallmeister überdurchschnittliche Hengstfohlen. Entsprechen die Fohlen den Anforderungen an ein hannoversches Reitpferd und verfügen noch dazu über ein erwünschtes Pedigree, wird man sich handelseinig.
In Zeiten schlechterer Marktlage ist der Festpreis des Landgestütes als durchaus lukrativ zu erachten und stützt die Zucht.
Viele erfolgreiche Celler Landbeschäler wie Espri oder sein Vater Eiger I haben ihre unbeschwerten Jugendjahre auf den ausgedehnten Weiden Hunnesrücks verbracht. Durch die eigene Hengstaufzucht gelingt es dem Landgestüt Celle zum Wohl der Züchterschaft unabhängig von der Entwicklung des privaten Hengstmarktes zu agieren und den Züchtern hochkarätige Vatertiere zu annehmbaren Deckgeldern zur Verfügung zu stellen.

Eingewöhnung der Neuzugänge

Um den 10. September beziehen ungefähr 45 Fohlen die drei oberen der sechs Laufställe. Zur Kennung erhalten sie ein Halsband mit Nummer und werden nach Farben sortiert aufgestallt. In der ersten Zeit tragen sie ein Halfter, denn viele Fohlen sind noch nicht daran gewöhnt. 30 % Füchse, 30 - 40 % Braune und Dunkelbraune und der Rest Rappen und Schimmel lernen innerhalb kürzester Zeit, in dieser Zusammenstellung allein in ihre Ställe zu gehen.
Sie sortieren sich nicht nach Farben, obwohl es dem Betrachter so erscheint. Die Absetzer orientieren sich an dem ihnen zugeteilten Laufstall. Täglich werden sie immer wieder als Herde zusammen gelassen, ob im Paddock oder auf der Weide und befreunden sich auch außerhalb ihres Laufstallverbandes.

45 Jährlinge kommen zu diesem Zeitpunkt im September von den 400-500 m hoch im Solling bei Neuhaus gelegenen Weiden zurück und bleiben nach Möglichkeit bis Dezember draußen auf den umliegenden Weiden. Sollte es witterungsbedingt zu Überschneidungen kommen, bringt man die Jährlinge über 4 - 6 Wochen in Hunnesrück in überdachten vorübergehenden Laufställen unter.
Ab Mitte September bezieht die dritte Gruppe, die 2 ½ jährigen die unteren Laufställe. Sie gehen tagsüber noch auf Weide und werden abends im Laufstall intensiv zugefüttert, um sich beim Auswahltermin für die 11 monatige Leistungsprüfung im November optimal zu präsentieren. Für Besucher des Aufzuchtgestütes ist der Zeitraum von Mitte September bis Mitte November am günstigsten. In dieser Zeit hat man die Gelegenheit 130 -140 Junghengste in drei Altersgruppen zu begutachten.

Nun wird auch das Führen und Freilaufen der 2 ½ Jährigen in der Halle trainiert, wobei das Angebundensein den Pferden aus der Fohlenzeit bekannt ist. Aus erzieherischen Gründen werden die Fohlen von Ende September bis Weihnachten und nun auch wieder die 2 1/2 jährigen bei den 2 maligen Kraftfuttergaben aufgehalftert und angebunden, also bis zu 90 Tiere! Man mag gar nicht glauben, dass nur zwei Angestellte ganz für die Pferde zuständig sind, von zwei Lehrlingen an den Wochenenden unterstützt.
Im Winterhalbjahr wird mittels einer Kettenrohrfütterung mit Volumendosierer 2 Mal täglich ein Kraftfuttergemisch aus Hafer und pelletiertem Ergänzungsfutter zu gefüttert. Diesem Futter wird zur Staubbindung 1 % Leinöl untergemengt. Der Vorteil dieser Fütterung ist, dass alle Pferde nun gleichzeitig ihr Kraftfutter erhalten und die Mitarbeiter nicht mehr von hinten zwischen die Pferde an die Raufen herantreten müssen. Das stellt eine Arbeitserleichterung, gleichzeitig aber auch eine Gefahrenreduzierung für die Angestellten dar.
Nach der Kraftfuttermahlzeit werden die Gruppen zu den täglichen Bewegungszeiten von 8 - 17 Uhr in die gepflasterten Paddocks entlassen. Dort haben sie den ganzen Tag Heulage auf einem, in der Zwischenzeit überdachten, Futtergang zwischen den Ausläufen zur Verfügung. Durch die neue Paddockeinzäunung kann ein Zugang zu den Laufställen der jeweiligen Gruppen gewährleistet werden. Gerade die frisch abgesetzten Jungpferde machen bei schlechteren Witterungsbedingungen dann gerne Gebrauch davon, sich in die trockene Einstreu zurückzuziehen.
Zum Toben wird eine Winterweide zur Verfügung gestellt. Dabei ist der stetige Wechsel von der weichen Stroheinstreu, dem harten Pflaster des Paddocks und den unterschiedlichen Bodengegebenheiten der Winterweide optimal für die Entwicklung des Bewegungsapparates. In der Übergangszeit (Frühjahr/ Herbst) gibt es einen Wechsel zwischen Paddock, Weidezeit und abendlicher Unterbringung im Laufstall. Je nach Bodenverhältnissen sind die Pferde von April / Mai– bis November/ Dezember ganz auf der Weide.

Auswahltermin Mitte November

Mitte November endet die unbeschwerte Jugendzeit der 2 ½ Jährigen! Nun wählen der Landstallmeister und seine Crew die für die Hengstprüfungsanstalt Adelheidsdorf geeigneten Hengste aus.
Ungefähr 25 Junghengste werden mitgenommen, die anderen können als Reitpferd erworben werden, denn dieser Auswahltermin ist öffentlich! Man hat hier eine gute Chance gesunde, robust im Herdenverband aufgewachsene Pferde mit überdurchschnittlicher Veranlagung zu kaufen . Sogar das Risiko der Kastration wird vom Aufzuchtgestüt übernommen.
Für die „Auserwählten“ schließt sich nun eine 11 monatige Ausbildungszeit in der Hengstprüfungsanstalt in Adelheidsdorf an.

Haltung und Pflege in Hunnesrück

In der gesamten hunnesrücker Aufzuchtzeit werden die Pferde medizinisch nach festem Programm betreut. Ein Tierarzt überwacht die regelmäßigen Wurmkuren und Impfungen, die Fohlen müssen bei Anlieferung über eine lückenlose Grundimmunisierung verfügen, um so Umstellungsproblemen vorzubeugen.
Arbeitsabläufe und Behandlungstermine werden optimal kombiniert, so werden zwei Tage nach einer Wurmkur die Laufställe total entmistet , um eine eventuelle Verwurmungskette zu unterbrechen.
Verletzte Tiere, die Ruhe benötigen, werden aus der Herde herausgenommen und in Einzelboxen untergebracht .Dauert die Rekonvaleszenz nicht zu lange, gliedern sie sich problemlos wieder ein. Sonst muss gewartet werden, bis ein Zweiter wieder genesen ist und beide gemeinsam in die Herde zurück können. Man ist in Hunnesrück stets bemüht, Stress für die Pferde möglichst gering zu halten.
Pro Jahr gibt es zwei feste Hufschneidetermine, wobei die Angestellten Hufe und Beinstellungen ständig kontrollieren u. bei Bedarf Korrekturen zusätzlich vorgenommen werden.
Selbstverständlich sind „Hunnesrücker“ nicht frisiert, haben naturbelassenes Langhaar und vor allem der so wichtige Fesselbehang wird ihnen gelassen. Sie putzen sich artgerecht über Staubbäder oder Fellpflege mit dem Herdenkumpel, wobei die wichtige Fettschutzschicht im Fell erhalten bleibt. Schließlich müssen sie auch schlechteren, raueren Witterungsbedingungen im Freien trotzen.

Herdenverhalten

Wer einmal Gelegenheit hat die Herden in Hunnesrück über den Tag zu beobachten, ist fasziniert von der Vielfalt „pferdiger“ Verhaltensmuster, die sich dem Betrachter auftun. Diese Junghengste können das Leben in der Herde in vollen Zügen genießen. Sie erproben ihre Kräfte in spielerischen Rangkämpfen, um im nächsten Moment freundschaftlich verbunden nebeneinander zu stehen.Sie berauschen sich am gemeinsamen Galopp, stählen dabei Sehnen und Bänder, lassen ihre Muskeln spielen.
In der 45 köpfigen Herde lernen die Hengste schnell sich ein - und unterzuordnen. Ist die Rangordnung hergestellt, läuft der Alltag untereinander absolut harmonisch ab. Da genügt ein leichtes Ohren anlegen, ein angedeutetes Heben des Hinterhufes, um den Unterlegenen an seinen Platz zu verweisen.
Zwei Jahre dürfen diese Junghengste hier so richtig Pferd sein.
In Hunnesrück findet eine hervorragende, pferdegerechte Aufzucht statt, die ihresgleichen sucht.

Text und Fotos: Marianne Schwöbel

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