Zu einer wunderbaren Reise in die Vergangenheit konnte man am letzten Augustwochenende in der malerischen Residenzstadt Celle und dem niedersächsischen Landgestüt aufbrechen. Zum vierten Mal fand der „ Concours International d `Attelage de Tradition“(CIAT), ein Fahrturnier mit historischen Anspannungen dort statt.
39 Gespanne aus 7 Nationen konnten Graf von der Schulenburg und Landstallmeister Dr. Axel Brockmann am stimmungsvollen Abend der Nationen auf der Anlage begrüßen. In diesem Jahr waren alle Gespanne mit Nationalitätenfähnchen ausgerüstet und manch einer, der das Tandem des Landgestüts mit den Hengsten Der Lord und Auerbach und seinem Fahrer Siegfried Meyer gesehen hat, rieb sich verwundert die Augen—rechts Deutschland, links Norwegen. Beifahrer Eirik Erlingsen, als waschechter Norweger sorgte in diesem Jahr für die 7. Nation!
Die pittoreske Altstadt Celles und das prächtige Celler Schloss boten am Samstag im ersten Teil des Wettbewerbs eine eindrucksvolle Kulisse. Dr. Axel Brockmann und Hans Heinrich Hansmeier kommentierten Wagen und Pferde bei der Gespannkontrolle, bei der die Richter Wagen, Pferde, Geschirre und Kleidung beurteilten und dafür Punkte vergaben. Bis zu 20 Punkte konnten Originale erreichen. Im 5 Minutentakt fuhren die Wagen vor dem Schloss vor- ob Phaeton, Tandem Cart, Jagdwagen, Mail Coach, Wagonette, Stanhope Gig, Dos a Dos, oder Break – man konnte sich gar nicht satt sehen an all dieser Pracht. Stilvoll gekleidete Fahrer und ihre Begleitungen zogen die Blicke auf sich. Elegante Damen mit zauberhaften Hüten- wo bekommt man so etwas heute noch zu sehen? Zudem konnte man eine große Bandbreite an Ponys und Pferden bestaunen. Die Herzen der Zuschauer eroberten im Sturm Tiny und Audrey, zwei Shirehorses von gigantischem Ausmaß. Volker Herz schwarze Riesen mit dem sanften Gemüt waren vor eine Dray von ca 1900, einem englischen Arbeitswagen gespannt. Mit ihren bunt geflochtenen Mähnen und dem Prunkgeschirr ein Hingucker par Exelance. Das fand auch der Landstallmeister, der das Gespann spontan zu einer Hengstparade im nächsten Jahr einlud! Jörn Sievers, Sattlermeister im Landgestüt hatte sich in diesem Jahr mit Klaus Dieter Gärtner aus Uelzen/ Hansen zusammengetan und präsentierte einen Sechsspänner vor einer Roof-Seat-Break ebenfalls um 1900. Das waren schon fahrerische Meisterleistungen, dieses Gefährt durch Celles Straßen zu pilotieren.
Am nächsten Morgen ging es früh auf die Geländestrecke, bei der der wunderschöne französische Garten Anlaufpunkt für viele Fahrsportinteressierte war. Auf der Strecke galt es diverse, den historischen Gespannen angepasste Gehorsamsübungen zu absolvieren. Einhändig mit einem Sektglas in der Hand eine Strecke zu fahren, das wurde meisterlich zelebriert von Sattlermeister Ekkert Meinecke, der mit der 1784 gebauten Mail Coach des Landgestüts und seinen vier Hannoveranern teilnahm. Schlichte Eleganz mit vier sehr einheitlichen gut zueinander passenden braunen Pferden vor einer um 1900 gebauten Break Wagonette gefiel besonders den Kennern des Fahrsports. Ruhig und besonnen, aber immer hellwach waren die beiden Stuten mit ihren Söhnen vor dem Wagen von Matthias Pfeifer, zwar deutsche Sportpferde, im Pedigree jedoch den bekannten Landbeschäler Fabriano führend.
Am Sonntagnachmittag wurde der ehrwürdige Paradeplatz des Landgestüts ein weiteres Mal zum Treffpunkt der Fahrsportinteressierten, denn nun mussten die Gespanne im Kegelfahren gegeneinander antreten. In der Abteilung der Vierspänner spielte hier Philip Freiherr von Senden sein fahrerisches Können voll aus und platzierte seine Trakehner auf dem dritten Rang hinter dem Dänen Henri Hage (Dänische Warmblüter) und Matthias Pfeifer. Doch wer die Schalanken geschmückten ungarisch angespannten Trakehner genauer beschaute, der stutzte. Hinten rechts als Stangenpferd konnte man einen imposanten Fuchs bestaunen, der sich auf Nachfrage als Sohn des legendären Hannoveraners Weltmeyer entpuppte. Während der Siegerehrung bedankte sich der Nienburger Fahrer Jürgen Matthies im Namen seiner Mitstreiter für die umwerfende Gastfreundschaft und Unterstützung des Landgestüts, während Landstallmeister Dr. Brockmann kundtat, dass das Landgestüt dem Fahrsport sehr positiv gegenübersteht. Gerade so ein Fahrturnier mit historischem Flair passe so recht ins Konzept eines Landgestüts. Als dann bei der abschließenden Ehrenrunde alle Gespanne noch einmal den Paradeplatz auf der Aschenbahn umrundeten, da war klar, nach drei Tagen Fahrvergnügen bei herrlichstem Wetter und großem Zuschauerinteresse ----2014 wird man sich erneut zum CIAT im Landgestüt Celle treffen!
Text und Fotos: M. Schwöbel